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Teil 4 - Mein erster Tag in Oncocua
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06.02.14 14:06
Franke 

Administrator

06.02.14 14:06
Franke 

Administrator

Teil 4 - Mein erster Tag in Oncocua

nach dem Frühstück bin ich schon neugierig, was mich in diesem neuen Angola nach dem Bürgerkrieg erwartet, diesmal aber am Ende der Welt.
Der erste Weg ist zur Werkstatt, die hinter unserem Haus liegt. Ein paar Container unserer Hilfslieferungen mit einem Wellblechdach und natürlich entsprechender Umzäunung wurden zu einer Werkstatt ausgebaut, die sich wirklich blicken lassen kann. Vom Tischler Orlando bis zum KFZ-Spezialisten Joan waren alle Berufsgruppen vertreten, die dieses Projekt am Leben erhalten.
Kaum einer hatte je eine Ausbildung, aber sie waren besser als der eine oder andere aus unseren heimatlichen Gefilden mit Gesellenbrief.
Die Berüßung war die erste Tuchfühlung, warm, neugierig und dennoch eine vorsichtige Annäherung.
Aufgefallen ist mir aber sofort diese afrikanische Seele, die mir so lange fehlte.
Sie sehen die Dinge dieser Welt auf eine Art, die mich schon immer faszinierte. Sie schaffen etwas und sind als Mensch etwas über unsere Augenhöhe, etwas menschlicher.

Der nächste Abstecher ist unsere kleine Gärtnerei, die unser Projekt weiter ausgebaut hat.
Schon zu Kolonialzeiten wurde hier ein klein wenig Gemüse angebaut. Eine Zisterne aus dieser Zeit wurde erneut umzäunt, und wir versuchten mühselig, auf diesem kargen Boden etwas anzupflanzen, vorrangig für unser Internat, für die Kinder.
Natürlich wurde auch so einiges für ein paar „Quanza“ der Landeswährung an andere Bewohner im Ort verkauft.
Ich fand dieses kleine Geschäft nie verwerflich, denn es hat auch anderen im Ort sehr geholfen.
Benjamin, unser Gärtner, und sein Helfer Franca haben hier eine wirklich gute Arbeit geleistet.

Weiter geht es zur Lare.
Die Lare ist ein Internat, das wir unterstützen. Hier werden 60 bis 90 Kinder betreut, die aus der Mata, aus dem Busch kommen.
Kinder aus Halbnomaden-Familien der Umgebung von Curocua, Buschhkinder.
Sie können ihrem Nachwuchs nicht viel bieten und sind zufrieden, dass ihre Kinder Bekleidung, Essen und Bildung bekommen, und das kostenlos.
Ein tolles Projekt!
Mit Manuel, dem Küchenchef und so gesehen auch der Chefe des Internats, habe ich sofort den Kontakt gehabt, wir mussten uns nichts groß erklären...

Dann ging es in Richtung Krankenhaus zu unserem Hauptprojekt.
Aber erst einmal wurde eine kleine Solaranlage überprüft, die den Strom für unsere Casa, unserem Haus liefert.
In Oncocua wird der Strom über einen großen Dieselgenerator geliefert, der von 10 bis 13 Uhr und dann wieder von 18 bis 20 Uhr läuft. Vorausgesetzt es ist auch Diesel da, der von weit her transportiert wird, und an der Tankstelle kann es dann zeitweise Tage dauern, bis die neue Lieferung von Sonangol eintrifft.
Da kann es schon vorkommen, dass zeitweise alle im Dunklen stehen. Aber das ist eher selten, denn unser Projekt hat ja immer auch noch ein paar Reserven.
Deshalb wurden Solaranlagen und ein eigener Generator in unserer Werkstatt von uns aufgebaut, die unsere Casa und vor allem das Krankenhaus mit Strom verorgen. Hut ab vor meinen Vorgängern die dies alles vor einigen Jahren aufgebaut haben.

Das Krankenhaus ist ein altes Gebäude aus der Kolonialzeit.
Groß und mit vielen Räumen die sich dafür anbieten.
Bis Kopfhöhe wurden die Wände in Rot lakiert. Dies hat aber einen besonderen Grund. Die Moshimba und Mutua reiben sich mit Naturprodukten ihre Haut in „Rot“ an.
Keine Chance für jeglichen anderen Anstrich.
Die Krankenbetten sind nur selten belegt, die tradiotionellen Patienten liegen lieber unter dem Bett auf der Erde. Die Familienmitglieder schlafen vor dem Krankenhaus unter einem Baum mit einem Stein im Nacken.

Ich bin mir nicht mehr sicher, ob unsere Wohlstandsgesellschaft das Non plus Ultra ist. Ich erlebe Menschen die einfach leben, und dennoch viel Liebe, Herz und vor allem das Leben wirklich leben können.
Nicht immer einfach aber sie machen es uns dennoch vor.
Zurück in unserer Casa sollten die ersten Eindrücke erst einmal etwas sacken.
Das ist schon ein ganz schönes großes Stück Afrika was da auf mich eingefallen ist.
Zum Abend kam dann Nascimemto auf einen Besuch vorbei, wie jeden Abend.
Nascimento arbeitet als Elektriker im Gouverno für den Ort und ist hier für jede Voltzahl zuständig.
Nascimento war nicht gerade der gern gesehene Besuch in unserem Haus.
Einige von uns haben ihn als etwas aufdringlich empfunden, er hat wahrscheinlich auch AIDS und andere schlimme Krankheiten.
Natürlich nimmt man gute Ratschläge gern an und nach jeder Begrüßung habe ich mir meine Hände mehrfach gewaschen.
Bis ich mich fragte, wer ist dieser Nascimento eigentlich, den viele so ein klein wenig ablehnen.

Wir handeln schnell mit unserer Meinung und hinterfragen oft viel zu wenig.
Deshalb war diese Frage für mich sehr wichtig, wer ist überhaupt dieser Nascimento?
Ich hatte dadurch die wichtigste Erfahrung meines Lebens gemacht, ich war angekommen.
Mein Angola...

Vielen Dank
Euer Frank
Eine weitere wichtige Erfahrung habe ich auch noch gemacht, unser W50 lebt und ist einfach unkaputtbar!!!

Zuletzt bearbeitet am 06.02.14 14:12

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unsere Werkstatt.JPG unsere Werkstatt.JPG (1155x)

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unsere Männer in der Werkstatt.JPG unsere Männer in der Werkstatt.JPG (1174x)

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Orlando unserer Tischler.JPG Orlando unserer Tischler.JPG (1161x)

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unser Krankenhaus.JPG unser Krankenhaus.JPG (1207x)

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Wartezimmer im Krankenhaus.JPG Wartezimmer im Krankenhaus.JPG (1206x)

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a Uli - Verbandwechsel bei einer Moshimba.jpg a Uli - Verbandwechsel bei einer Moshimba.jpg (1198x)

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unsere kleine Gärtnerei.JPG unsere kleine Gärtnerei.JPG (1186x)

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Zisterne der Gärtnerei.JPG Zisterne der Gärtnerei.JPG (1177x)

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Benjamin unser Gärtner.JPG Benjamin unser Gärtner.JPG (1160x)

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Küche - Internat.JPG Küche - Internat.JPG (1182x)

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Manuel der Küchenschef im Internat.JPG Manuel der Küchenschef im Internat.JPG (1196x)

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der unkaputtbare W50 - nicht klein zukriegen.JPG der unkaputtbare W50 - nicht klein zukriegen.JPG (1238x)

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