| Passwort vergessen?
Sie sind nicht angemeldet. |  Anmelden

Sprache auswählen:


Teil 3 - Manauto cinco
 1
 1
02.10.11 14:50
Franke 

Administrator

02.10.11 14:50
Franke 

Administrator

Teil 3 - Manauto cinco

Manauto cinco...
Drückende Hitze, eine völlig andere Welt, schwarz, Afrika, quirlig und dennoch eine Ruhe ausstrahlend, die ich erst Jahre später verstand. Manauto cinco ist unsere Werkstatt und gleichzeitig unser Zuhause für die Monate hier im Einsatz als Kundendienstmonteur. Wir waren so eine Art Botschafter der DDR hier in Angola. Eigentlich völliger Schwachsinn. Unser Kombinat, so hießen die größeren zusammengefassten Betriebe in der DDR, war ein Unternehmen, das gewinnorientiert Dollar einnehmen wollte. Wir, das waren die Jungs, die den Service unseres Produktes, den LKW W 50, betreuten. Das Schlagwort nannte sich „ Solidarität“. Übersetzen kann man das mit: verstärkte Einnahme von Devisen in einem der ärmsten Länder der Welt, so eine Art Ausplünderung unter Freunden.

Aber das ist eine andere Geschichte, die sich bis heute nicht geändert hat. Nur die Buchstaben des gelobten Landes wurden etwas ausgetauscht.
Manauto cinco war in der Kolonialzeit ein Motel, ein Puff mit totalen Rundumservice. Kleine nette Zimmer mit netten Angolanerinnen, und unten wurde gleichzeitig das Auto gereinigt und repariert. Männerfreundlicher Kundenservice um die besten Stücke. Das war also unser neues Zuhause. 30 junge Männer, die nur noch LKWs reparieren.
Afrika kann man nicht beschreiben, es ist eine völlig andere Welt, die man erst entdecken muss. Mein erstes Erlebnis war der erste Tankstopp. Ein freundlicher Angolaner hat mit brennender Zigarette erst einmal meinen Tank aufgefüllt. Da merkte ich, dass ich nicht mehr zu Hause bin.

Manauto cinco lag etwas außerhalb vom Stadtzentrum, direkt am Atlantik. Ca. 100 Meter trennten uns vom Strand. Gegenüber lag greifbar nahe die Halbinsel Muculu. Palmen, Strand und Sonnenuntergang breiteten sich direkt vor meinem Fenster aus. Eine traumhafte Idylle. Afrika ist ja so schön für den Touristen, das Leben zeigt aber ein anderes Afrika, ein reales Afrika, was ich erst lernen musste zu erkennen. Ich habe 7 Jahre in Afrika gelebt, in Angola, Mosambik, Namibia und in Südafrika. Ich habe viel erlebt und noch mehr von den Afrikanern gelernt. Mensch sein!
Und alles begann für mich in Manauto cinco

Luanda war 1985 noch eine recht überschaubare Stadt. Etwas heruntergekommen mit vielen angefangenen Bauruinen aus der Kolonialzeit. Die Promenadenstraße am Meer verriet ein klein wenig den Glanz der Kolonialzeit. Die Staatsbank beeindruckt noch heute als ein prunkvoller Bau der Portugiesen. Oberhalb davon liegt die Festung, die alles fest im Blick hat. Die Portugiesen hatten schon ein feines Gespür für Länder, die sie sich einverleibten. Luanda galt seit je her als Perle im Atlantik. Leider ist in den achtziger Jahren der Perlmuttglanz etwas entwichen. Dennoch hatte diese Stadt auch in den Zeiten des Bürgerkrieges nichts an ihrem Charme verloren. Ich musste lernen, vieles mit anderen Augen zu sehen. Ich war etwas zu zart für Afrika, und mein Herz hat nur Armut und Elend gesehen. Richtig, Angola ist ein Dritte-Welt-Land, und Armut und Hunger stehen auf der Tagesordnung. Dennoch ist es ihr Leben, das wir Europäer nicht verstehen können. Afrika tickt anders. Dürre, Überflutungen, Missernten und Hunger haben diesen Kontinent seit Menschengedenken geprägt. Was für uns als Elend erscheint, das ist ihr Leben. Ich möchte nichts schön reden, keine Arbeit zu haben und nicht zu wissen, wie man die Familie am nächsten Tag ernähren kann - das ist hart. Dennoch zu lachen und das Leben mit dem wenigen, was man hat, zu leben, das ist Afrika. Ich habe noch nie so einen Lebenswillen und eine so große Lebensfreude erlebt. Wir Europäer haben fast alles und jammern immer auf dem höchsten Niveau!

Wir haben aber das Wchtigste verloren...unser Herz...
Das afrikanische Herz ist groß, und ich möchte versuchen, Euch in meinen nächsten kleinen Berichten davon ein Stück abzugeben. Ein klein wenig Afrika, ein klein wenig Herz dieses Kontinents.

Danke
Franke

Zuletzt bearbeitet am 02.10.11 15:07

Datei-Anhänge
Manauto 5.jpg Manauto 5.jpg (1437x)

Mime-Type: image/jpeg, 364 kB

 1
 1
Überflutungen   Kolonialzeit   Menschengedenken   Sonnenuntergang   zusammengefassten   Perlmuttglanz   Männerfreundlicher   einverleibten   Ausplünderung   Dritte-Welt-Land   überschaubare   gleichzeitig   Angolanerinnen   Kundenservice   heruntergekommen   Bürgerkrieges   Kundendienstmonteur   Promenadenstraße   Rundumservice   gewinnorientiert