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Zwei Knastbrüder
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14.03.13 18:45
jru 
14.03.13 18:45
jru 

Zwei Knastbrüder

Hallo

Da ich hier in einem Beitrag etwas von Gefängnis gelesen habe, viel mir doch sofort wieder ein, dass Uwe Mutscher und ich warscheinlich eine der wenigen Deutschen von Manauto sind, die einen Knast von innen gesehen haben. War zwar nur ein ganz kleiner, aber uns hat es gereicht. Vor lauter Langeweile macht man sogar so etwas.
Angefangen hat es damit, dass zu Anfang jeder hinfahren konnte wohin er wollte, solange er ein Fahrzeug und einen Führerschein hatte. Dann ging es los, dass sich jeder bei verlassen des Motels in der Botschaft abmelden musste (mit Zielangabe), und bei Rückfahrt in der Botschaft wieder anmelden musste. Später dann konnten wir uns telefonisch vom Motel aus ab- und anmelden.
Wir beide hatten uns zum km 43 telefonisch abgemeldet (die Angler von uns waren schon mit dem W 50 früher los). Als wir die Rua da Samba Richtung Süden rausfuhren, sahen wir links in der Nähe Flugzeuge starten. Unser Motel lag ja in der Verlängerung der Startpiste. Vor Langeweile dachten wir (Nicht schon wieder km 43!), wir könnten uns ja ans Ende der Startpiste stellen und startende Flugzeuge fotografieren. Gesagt, getan, und 10 min später standen wir dort auf einer roten Sandpiste. Es dauerte keine fünf min, da hielt ein Militär- PKW hinter uns, und ein Offizier fragte uns, was wir hier machen. So treudoof wir wir damals waren, haben wir wahrheitgemäß gesagt, dass wir startende Flugzeuge fotografieren wollen. Außerdem sah er ja unsere Fotoausrüstung. Danach war er nicht mehr so freundlich und bat uns sehr bestimmt, mit ihm mitzukommen. Da er bewaffnet war, haben wir uns auf keine lange Disskusion eingelassen und sind hinter im hinterhergefahren. Aufs Flughafengelände rauf, übers Rollfeld, um das Ende der Startpiste rum zu einem unscheinbarem Häuschen.
Dort erklärte man uns, das das fotografieren dort verboten ist und sie räumten das Auto und unsere Taschen aus. Bis dahin dachten wir ja noch an einen schlechten Scherz, den wir mit je einer Schachtel Zigaretten für die Militärposten aus der Welt schaffen können. Als sie uns dann aber in die Gefängniszelle stecken wollten, dämmerte so langsam der Ernst der Lage. Als wir in das Loch hineinsahen, und mehr war das nicht, weigerten wir uns erst. Als aber dann alle die Kalaschnikows hochrissen und auf uns zielten, sind wir dann doch reingegangen. Das Loch war rabenschwarz, da ohne Fenster und mit Eisentür, die nur, da sie unten nicht ganz abschloß, ein ganz klein wenig gedämpftes Licht reinließ. Der Boden stand unter Wasser. Zumindestens dachten wir zuerst, dass es Wasser war. Und wir beide in Jesuslatschen. Als sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten wir, das wir nicht alleine in der Zelle waren und der infernalische Gestank von den vielen Menschen kam, die schon in der Zelle saßen, standen oder lagen und sich alle bestimmt schon ein- oder mehrere Male auf den Boden erleichtert hatten.
Ich weiß nicht wie viele Stunden wir dort im Stehen zugebracht haben, aber als es schon dunkel war, und wir immer noch nicht verhört worden oder irgendeine andere Reaktion erfolgte, wummerte Uwe gegen die Zellentür und wollte wissen, was nun wird. Uns wurde gesagt, das dies nur der ranghöhste Offizier entscheiden kann, und der hätte Urlaub. Es war ja Sonntag.
Als wir dem Wachmann eine weitere Schachtel Zigaretten versprochen hatten und er unsere durchgeweichten Latschen sah, hatte er wohl ein Einsehen und sagte, wir konnen uns vor dem Gebäude auf die Erde legen. Aber nur, nachdem wir ihm dreimal versprechen musste, das wir nicht abhauen in der Nacht, da sie ihn sonst erschiessen würden. Ich glaube, er gab jedem von uns sogar noch eine stinkende Decke, die wir aber dankend annahmen.
Bevor der Chef am nächsten Morgen kam, mussten wir aber wieder in der Zelle verschwinden. Als er dann kam, wurden wir auch sofort verhört, und durften mit der Botschaft telefonieren.
Im Motel war natürlich am Sonntag noch eine der grössten Suchaktionen seit Motelzeiten angelaufen, da wir uns ja nicht in der Botschaft zurückgemeldet hatten.
Da wir km 43 angegeben hatten, wurde natürlich dort zuerst gesucht, und dann alle Strände Richtung Luanda.
Es dauerte dann noch ein oder zwei Stunden, dann kam unser Konsul? oder Militärattaché? und regelte es so, das wir mitkommen konnten.
Sind dann ins Motel zum duschen und umziehen und mussten dann sofort in die Botschaft zum Berichte schreiben.
Außer dem erhobenen Zeigefinger kann ich mich an keine weitere Ristriktion erinnern. Vielleicht kann Uwe noch etwas dazu beitragen.
Man sieht also, wie unbedarft und glatt wir manchmal dort rumgesprungen sind.
So, jetzt reicht, mir tun die Finger weh vom schreiben.

Gruß Jens

15.03.13 11:39
umutscher 

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15.03.13 11:39
umutscher 

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Re: Zwei Knastbrüder

Hi,

ja Jens hat es sehr genau beschrieben, ich weiß noch als der Wachmann bei uns im LADA saß und wir in das Flughafengelände einfahren sollten, habe ich gesagt ich mache mich doch nicht strafbar und fahre in ein verbotenes Zollgebiet ohne Erlaubnis. Da wurde der Wachmann dunkelrot im Gesicht und wollte ganz lässig sein Revolver aus dem Halfter zeihen. Da er auf der Rücksitzbank saß steckte seine Pistolentasche in der Rücksitzbank fest und er bekam die Knarre nicht heraus. Ich guckte ihm zu wie er fuchtelte und er immer wieder sagte: Ich habe sie gleich, ich habe sie gleich. Ich konnt mir das Grinsen gerade noch verbergen.
Wir waren wahrscheinlich nicht nur die einzigsten aus Manauto die im Knast waren, in dem Loch, wie Jens es auch richtig beschrieben hat, waren wir bestimmt auch die einzigsten Nichtangolaner die jemals dort drin waren. Wir bekamen 18.00 Uhr eine Schüssel Reis, "wir" heißt: alle die dort drin waren!
Der erste von unseren Knastbrüdern griff mit seinen 4 Fingen der rechten Hand in die Schüssel und pullte so ein faustgrosses Ei raus und schob seine vier Finger in seinen Mund, leckte alle vier Finger ab und ging aufs Neue in die Schüssel. Alles klar, ab hier war mir klar: das ist Realität, kein Jux. Natürlich die Kalaschnikows waren der absolute Schock, weil alles bisher erlebte war eher skurril, nicht wirklich ernst zu nehmen. Ich glaube wir hatten vom langen Stehen (14-19 Uhr) Rückenschmerzen und ich hatte gehört wie sie draußen ihren Chef verabschiedet hatten, da war mir klar wir müssen hier was tun. An hinsetzen war nicht zu denken. Der Rest siehe bei Jens.
Früh bevor der Chef kam, war noch Morgenappell, den lustigsten den ich je erlebt hatte, zum einen waren wir froh die Nacht überlebt zu haben, zum anderen war die Wachtruppe der volle Brüller. einer mit Mütze, der andere ohne, einer in Sandalen der nächste mit Stiefeln, der nächste im weissen t-shirt und alle standen sie in Reih und Glied. Wir und sie aber auch fanden es irre lustig, klar bei solchen Knastgästen. Einige dieser Wachschicht habe ich dann immer wieder bei meinen Aus- und Einreisen gesehen und da war immer eine riesen Freude als wir uns gesehen hatten. Mein Vater war mal in Luanda zwischengelandet und ich hatte davon sehr spät erfahren, ich kam ca 10min vor Weiterflug an. Eigentlich zu spät um ihn nochmal zu sehen, da bin ich in den Flughafen rein, habe meinen "Wachekumpel" das alles erzählt und schwupps stand ich auf dem Abfertigungsrollfeld. Die Interflug IL 86 rollte 30 m vor mir vorbei, keine Chance mein Vater in dem Flieger zu finden. Da hielt mein Vater irgend etwas weisses an sein Fenster und winkte und so haben wir uns dann doch noch gegrüßt. Heutzutage unvorstellbar.
Gruß Uwe

15.03.13 13:30
ephoyer 

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15.03.13 13:30
ephoyer 

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Re: Zwei Knastbrüder

EPHoy[img]



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19.03.13 18:46
stefan 

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19.03.13 18:46
stefan 

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Re: Zwei Knastbrüder

Habe auch noch einen kleinen Beitrag dazu, der aber nicht ganz so abenteuerlich und spannend ist, wie der von euch: Ich kann mich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern, jedenfalls muss das 1988 gewesen sein, als ich mit Jens Ryska in der Stadt unterwegs war. Wir kamen damals in eine Kontrolle und sollten uns ausweisen. Wie für uns üblich, hatten wir natürlich nur eine Kopie vom Reisepass, die den Polizisten natürlich nicht reichte. Somit mussten wir mit aufs Revier kommen und wurden verhört. wir mussten verschiedene Formulare ausfüllen und wurden nach Befragungen nach einiger Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt. Wir haben dann zusammen mit Herrn Dau, der nur kurze Zeit in Luanda war, ein Schreiben aufgesetzt, dass sich an der Tatsache der kopierten Reisepässe doch was ändern sollte. Das verlief aber im Sand, da sicher die Angst, dass ein paar Leute flüchten würden, ziemlich groß war und uns somit nicht mehr unter Kontrolle gehabt hätten. Vielleicht kann sich noch jemand daran erinnern, der zu der Zeit da war. Weiß irgenjemand, was aus Jens Ryska geworden ist? Ich hatte noch nach der Wende Kontakt zu ihm, er ist 1989 nach Kassel gezogen, wo ich ihn auch besucht habe. Danach hatte ich nichts mehr von ihm gehört.
Viele Grüße aus dem verschneiten Ludwigsfelde.

20.03.13 16:55
Werner 
20.03.13 16:55
Werner 

Re: Zwei Knastbrüder

Hallo,
zu diesem Thema kann ich auch etwas beitragen.Es betrifft die " Dokumente", die wir von unserer Botschaft bzw. Dienststelle damals ausgestellt bekamen um uns auszuweisen. Wenn man bedenkt wie schwierig die Sicherheitslage damals in Angola war kann man sich nur wundern, daß wir nicht öfter, insbesondere bei Polizeikontrollen oder bei Fahrten in andere Provinzen in Konflikte mit FAPLA, ODP od. anderen Sicherheitskräften, kamen. Als Beispiel hänge ich mal ein "Ersatzpersonaldokument" und eine (leider kaum noch lesbare) "Ersatzfahrerlaubnis" an, die uns 1979 mitgegeben wurde. Auch wenn der Großteil der Kontrollposten wahrscheinlich damals nicht lesen konnte, war es doch ganz schön gewagt ohne offizielle Dokumente unterwegs zu sein. Zum Glück hatten wir bei den meist willkürlichen Kontrollen wenigstens Zigaretten oder Exemplare der damaligen bunt illustrierten DDR-Revue " Novidades" dabei um uns "freizukaufen". Als ich Anfang der 80-iger Jahre dann in der Provinz Moxico gearbeitet habe, hatte sich noch nicht viel geändert, aber die Angolaner haben mir wenigstens Personaldokument und Führerschein ausgestellt. Da es kaum reguläre Flüge nach Luanda und zurück nach Luena gab, war ich immer auf die sowjetischen Militättransporter (Antonov AN12 mit Aeroflotkennung)angewiesen um hin und zurück zu kommen. Da diese Transportmaschinen aber nur für Versorgungsflüge mit militärischen Gütern in die einzelnen Provinzen zum Einsatz kamen, entschied immer der sowetische Pilot darüber, ob man mitfliegen durfte, was bei Waffentransporten nicht möglich war. Während eine "boleia" aus der Provinz meist problemlos war, da die Maschinen leer waren, konnte es in Luanda Probleme geben und man mußte sich nach einigen Stunden Wartezeit samt seiner gepackten Versinakisten wieder vom Militärflugplatz abholen lassen und es den nächsten Tag erneut versuchen. Ich habe übrigens in dieser Zeit fast genau so viel russisch wie portugiesisch sprechen müsen. Aber das nur nebenbei, ich will nur noch ein ganz besonderes "Dokument" anhängen. Es handelt sich um ein vom sowjetischen Einsatzchef ausgestelltes "Ersatzflugticket" für meine Frau und mich sowie 200 Kg Gepäck nach Luena.
Bis demnächst Werner

Datei-Anhänge
paßersatz angola (342x500).jpg paßersatz angola (342x500).jpg (15x)

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führerscheinersatz angola (640x451).jpg führerscheinersatz angola (640x451).jpg (15x)

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Gepäckbescheinigung 001.jpg Gepäckbescheinigung 001.jpg (16x)

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22.03.13 22:27
Puppi 
22.03.13 22:27
Puppi 

Re: Zwei Knastbrüder

Bestätige hiermit: 1990 war Guido "..." im Knast. Haben ihn (wie lange genau - habe ich verdrängt) zwei/drei Tage gesucht. Saß (glaub ich) wegen so einer fehlenden Sraßenbenutzungsgebühr ( wie hieß das Ding für wenige Kwanza gleich noch / war halbjährig) in einem Knast und hatte hinterher ne Phobie! Er hat danach bis zur Ausreise nie wieder Manauto verlassen!

11.04.13 08:21
ephoyer 

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11.04.13 08:21
ephoyer 

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Re: Zwei Knastbrüder

Noch was zum Thema Knastbrüder,

da die "Radeberger II" aufwendig zum Abladen war und immer eine größe Gruppe dazu benötigt wurde, hatten wir uns was Schlaues ausgedacht. Wir fuhren den Hänger mit Boot hinter Manauto an den Fischerstrand und ließen das Boot mit Hilfe unserer Leute von Manauto da ins Wasser und fuhren los. Was wir nicht bedachten: Wir mußten hinter der Residens des Presidenten vorbei. Vormittags ging alles glatt, wahrscheinlich waren die Soldaten noch müde. Als wir dann nachmittags zurück fuhren wurden wir "jäh" gestoppt. Ein großes Schlauchboot mit riesigen (2) Außenbordmotoren, besetzt mit bewaffneten Soldaten umkreiste uns. Wir sollten den Motor ausmachen, das wollten wir nicht! Das Antreten des Motors war nicht so einfach mit Badelatschen. Naja, das Durchreißen der Kalaschnikows ließ uns dann doch keine andere Wahl und der Motor war aus. Das Militär suchte an unserer "Radeberger II" eine Registriernummer um den Vorfall zu melden. "Leider" gab so eine Kennzeichnung nicht (In Angola hatte jedes Fischerboot eine Kennzeichnung). Da man nun wahrscheinlich nicht wußte, was man machen sollte und unser Gestammel mit portugisischen Wortfetzen auch nich t hilfreich war ließ man uns dann weiterziehen. Man paßte nur noch auf, daß wir uns dem Strand nicht weiter näherte. Nun ging das antreten des Motors los, irgend wann kamen wir dann auch weg. Hinter Manauto Boot wieder aufladen und der Ausflug war beendet. Diese schlaue Idee wurde für die Zukunft verworfen. Wer war mit auf dieser Tour, ich kriegs nicht mehr zusammen!? Tschüß Peter

11.04.13 11:00
Roland 
11.04.13 11:00
Roland 
Re: Zwei Knastbrüder

Hallo Peter ,
nochmal zu dem Vorfall mit der Radeberger,

Ich kann mich relativ gut daran erinnern. Bei der Rückfahrt Richtung des vereinbarten Trefffpunktes mit dem W-50 samt Anhänger und noch zusätzlichen 6 Leuten zum aufladen, passierten wir den Streifen am Gelände von "Dos Santos" Residenz innerhalb einer Bojenbegrenzung und dachten freudig, dass uns die ganzen Soldaten am Strand grüßen und uns zuwinken. Wir sind dann in unserem gemächlichen Tempo weitergeschippert als mit voller Geschwindigkeit so ein Speedschlauchboot mit zwei großen Mercury Außenbordern hinterherkam. Eh die durch ihren Schwung zum Halten kamen, waren sie an uns vorbei und mussten wenden. In der Zwischenzeit hatten wir am Treffpunkt angelegt und waren nun mit unseren bestellten Kollegen zusammen ca. 14 Mann. Die wollten uns samt Radeberger abschleppen und einbuchten, hatten aber nun Probleme in der Frage wer war auf dem Boot und wer am Strand. Viele von uns schauten wie ich auch nach unten. Auf einmal riss der seine Kaschi durch. Da wurde es einem aber komisch. Haben dann erklärt "somos Brigadistas da RDA" usw. Schließlich sind sie wieder abgedampft. Hätten die uns noch auf offener Lagune erwischt wären wir sicherlich auch im Knast gelandet.
Vielleicht kann sich auch noch jemand an die Verfolgungsjagd quer durch Luanda zur Botschaft erinnern. Hatten während der Rückfahrt vom Kaurimuschelstrand einen an den Baum gesetzten LKW fotografiert, als zwei UAS der Segurancia mit Besoffenen anhielten und uns zum mitkommen aufforderten. Haben die etwas abgelenkt und unserem Lada mit zwei Kollegen (glaube Thiele, Udo war dabei) die Flucht ermöglicht, nachdem wir ausgemacht hatten, dass sie zur Botschaft fahren sollen. Unsere in vollem Tempo los und 1 UAS hinterher. Bei Rot über die Ampeln im Gegenverkehr usw.
Sie waren dann einen Augenblick vorher an der Botschaft und drin, bevor die Verrückten mit Pistole in der Hand zuschlagen konnten. Wir fuhren dem 2. UAS bis zur Polizeiwache hinterher und hofften, dass Hilfe kommt. Wurden dann sehr schnell durch den informierten Botschaftsattaché befreit. Unsere Kameras bekamen wir eine Woche später ohne Film anstandslos zurück. Mann waren wir damals leichtsinnig.

Bis bald Roland

Zuletzt bearbeitet am 12.04.13 07:13

16.04.13 02:08
jru 
16.04.13 02:08
jru 

Re: Zwei Knastbrüder

Hallo Roland
Das mit dem fotografieren und den Betrunkenen oder unter anderen Drogen stehenden Sicherheitskräften war immer ein Tanz auf der Rasierklinge. Da kann ich heute noch nachfühlen, wie es euch damals mit der betrunkenen Segurancia erging. Wenn ich an die vielen Straßensperren (Ortsausgänge, Brücken, Militärgebiete, SWAPO- Lager und andere strategisch wichtige Sachen) denke, und an die oftmals unter Drogen stehenden Wachposten, die mit scharfen Waffen dort rumgefuchtelt haben, das war manchmal schon ganz schön heikel.
Ich habe unter der Rubrik "fotografieren" aber auch noch ein positives Erlebnis zu berichten. In Luanda war es ja sowieso schwer zu fotografieren, da man ja nie sicher war, welches Gebäude gerade als strategisch und militärisch wichtig erachtet wurde, und welches nicht. Standen Posten vor dem Gebäude, war es ja klar. Aber so sah es ja nicht immer aus.
Deswegen hatte ich mich, zumindestens in der Hauptstadt, auf das fotografieren von Kirchen, Friedhöfe (mit ihren fantastischen Totentempeln und Familiengruften) und anderen unverfänglichen Orten verlegt. Zum einen waren die Gebäude für mich architektonisch schön und für mich eben unverfänglich. Eigentlich! Wie schnell man trotdem mit der Polizei anbändeln kann, sollte ich beim fotografieren einer Kirche erfahren.
Ich glaube, es war die Igreja Nossa Senhora dos Remédios, die ich gerade fotografiert hatte, als mich ein Polizist auf den Rücken tippte und meine Kamera wollte. Ich habe ihn ganz verdutzt gefragt, wieso. Er sagte, dass es verboten ist Assoziale Penner auf der Parkbank zu fotografieren. Das Schade dem Ansehen der Republik. Da erst habe ich registriert, dass vor der Kirche auf einer Parkbank, wie eigentlich vor fast jeder Kirche, ein Mann in total abgerissener Kleidung lag und schlief.
Da das ein alltäglicher Anblick in Luanda war, war mir das garnicht mehr aufgefallen. Zu besonderen Feiertagen, oder wenn hoher Besuch kam, wurden diese Menschen ja immer weggefangen und irgendwo eingesperrt. Nach den Feiertagen waren sie dann wieder an ihren angestammten Plätzen. Ein solch Verwirrter hat sogar im Müllcontainer vor unserer Botschaft gewohnt. In Stöckelschuhen und Strapsen. Deswegen hat nach Einbruch der Dunkelheit keiner mehr was in den Container geworfen. Man wusste nie, ist er nun gerade drin (zu Hause), oder nicht.
Jedenfalls habe ich dem Polizisten versucht klarzumachen, dass ich nur die Kirche fotografiert habe, weil ich die Architektur so schön finde. Nach einer zusammen gerauchten Zigarette und einer angeregten Diskussion über das, was man fotografieren darf, und was nicht, hat er mich dann laufen lassen. Mit Kamera und Film.
Ich dachte, alles richtig gemacht zu haben, und habe doch wieder in ein Fettnäpchen getreten. Ging ja aber diesmal gut aus.

Gruß Jens

Zuletzt bearbeitet am 17.04.13 02:10

17.04.13 21:50
Rosso 
17.04.13 21:50
Rosso 

Re: Zwei Knastbrüder

Hallo Jens,

ich denke du kannst dich noch an unseren "Vorfall" nach dem Kindergeburtstag (das Kind hieß glaub ich auch René) in Sumbe erinnern.
Wir Zwei bierselig nach der Sperrstunde ins Hotel zurück und dort im Dunkeln mit dem Durchladen der Kalaschnikow nach der Identität gefragt.
Gut das du so schnell geantwortet hast, denn was sonst passiert wäre kann man heute nur ahnen.
Ich glaube der junge Posten war mehr erschrocken wie wir. Und den Anschiss bekamen er und wir im Hotel von seinem Chef glaube ich.
War schon etwas Irre der Einsatz dort (Zähneputzen im Meer,der Krankentransport von Ignasius oder Heuratius (so hießen die 2 doch?) seiner Mutter,die hübsche Verkäuferin im dem Lädchen dort,die Unterkunft vom Werkstattchef,die durchgeknallten bulgarischen Lehrer in unserem Hotel,das Baden im Fluss an der Quinta wo dann weiter stromaufwärts die Wasserleiche lag und Fisch und Reis jeden Tag bis auf einmal da gabs gesprengte Ziege)
Mit den Fotografieren in Luanda hatten wir grosses Glück gehabt. Irgend jemand hat damals eine Erlaubnis besorgt das wir fotografieren durften.
Der Hammer war wir wurden so weit ich noch weiß nur einmal kontrolliert.
Peter Hoyer und Benno Lemke waren damals auch mit dabei.
Ich weiß nicht mehr wer die Erlaubnis damals besorgt hat.Vielleicht kann das Peter noch wissen.

Gruss René

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